🪞 Spiegel, Spiegel an der Wand – wer hat die kreativste Frisur im ganzen Land?

Da stehe ich vor diesem Rechteck aus reflektierendem Glas. Jeden Morgen das gleiche Ritual. Nur dass das Gesicht, das zurückstarrt, über die Jahre ein völlig anderes wurde. Von der Metalhead-Mähne über kreative Kaschierversuche bis zur blanken Wahrheit – mein Spiegel hat alles miterlebt.
Die Wahrheit ist so einfach wie befreiend: Dein Spiegelbild lügt niemals – aber deine Gedanken darüber fast immer.
Der Junge mit der Rockstar-Mähne

Mit 16 hatte ich schulterlange Haare. Nicht weil sie besonders gut aussahen, sondern weil ich dachte, ich könnte mich damit in die Reihen meiner Rock-Idole einreihen. Die Musik von Pink Floyd, Jimi Hendrix, MetallicA und von den Doors hat man schließlich nicht nur gehört – man hat sie gelebt und verkörpert.
Damals sah ich im Spiegel einen cooleren Typ, als ich wirklich war. Jemanden, der vermeintlich alles unter Kontrolle hatte. Zumindest seine Haarpracht.
Neue Lücken, neue Probleme
Als ich dann mit 18 die ersten Geheimratsecken entdeckte, begann mein Kopfkino: "Das passiert doch nur anderen Leuten!"

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich begriff, dass Geheimratsecken nicht besonders gut darin sind, geheim zu bleiben. Plötzlich war der Typ im Spiegel ein Fremder – jemand, mit dem ich nicht gerechnet hatte.
Mein Friseur wurde zum Verbündeten im Kampf gegen die Wahrheit. Der Seitenscheitel wurde tiefer, die Frisur voluminöser (zumindest in meiner Vorstellung), und die Morgenroutine komplexer. Aus dem entspannten Styling wurde eine präzise Operation mit dem Ziel, die Realität zu verschleiern.
Fun Fact: Je mehr ich versuchte, meine Geheimratsecken zu verstecken, desto mehr schienen sie sich zu wehren. Als hätten sie einen eigenen Kopf. Oder besser: als wären sie der Kopf.
Der Augenöffner von hinten

Mit Anfang 20 folgte die nächste Überraschung. Ein harmloser Schnappschuss auf einer Party, aufgenommen von hinten: Mein Hinterkopf hatte sich in einen Helikopterlandeplatz verwandelt!
Ich starrte auf das Foto und dachte: "Wer ist dieser Typ?" Erst nach einigen Sekunden realisierte ich: Das bin ich! Der Widerspruch zwischen Selbstwahrnehmung und Realität hätte größer nicht sein können.
Das ist übrigens ein Phänomen, das weit über Haarausfall hinausgeht. Kennst du diesen Moment, wenn du deine eigene Stimme auf einer Aufnahme hörst und denkst: "So klinge ich?" Genau das.
Der tägliche Kampf am Waschbecken
Was folgte, war die klassische Experimentierphase. Mein Badezimmer verwandelte sich in ein Labor, in dem die absurdesten Theorien getestet wurden:
- Koffeinshampoo (meine Haarfollikel waren trotz Koffeinschock nicht zu wecken)
- Diverse Tinkturen (die hauptsächlich mein Portemonnaie erleichterten)
- Kräutermischungen, die meinen Kopf in einen Gemüsegarten verwandelten
- Dutzende Styling-Tricks, die mehr Zeit in Anspruch nahmen als mein Frühstück
Jeder Blick in den Spiegel wurde zur Verhandlung. "Wenn ich den Kopf genau SO halte und das Licht von DORT kommt... dann könnte man meinen, ich hätte noch volles Haar!"
Der Moment der Erkenntnis
Eines Morgens, nach stundenlangem kreativem Haarstyling, stand ich erschöpft vor dem Spiegel und fragte mich: "Wofür mache ich das eigentlich? Wen versuche ich zu überzeugen?"
In diesem Moment realisierte ich etwas Fundamentales: Der Typ im Spiegel war nicht mein Feind. Er war ich – ungeschminkt, unverfälscht. Und die Energie, die ich in den Kampf gegen mein Spiegelbild steckte, fehlte mir an anderer Stelle.
Was wäre, wenn ich diesen Typen einfach akzeptieren würde?
Die Befreiung durch den wenighair-Schnitt

Mit Mitte 20 fasste ich einen Entschluss: Schluss mit dem Theater! Der Glatzenrasierer wurde zu meinem neuen besten Freund.
Der erste Schnitt war... befreiend. Mit jedem Millimeter, der fiel, fühlte ich mich leichter. Es war, als würde ich nicht nur Haare, sondern auch alte Ängste und Unsicherheiten loswerden.
Als ich fertig war, blickte mir ein völlig neuer Mensch entgegen. Klar, objektiv gesehen war es immer noch ich – aber mit einer ganz anderen Ausstrahlung. Selbstbewusst. Entschlossen. Authentisch.
Das war ich! Ich hatte mich zuerst nicht erkannt, weil ich zum ersten Mal seit Jahren wieder ich selbst war.
Die universelle Spiegelproblematik
Das Phänomen beschränkt sich natürlich nicht auf Haarausfall. Der Spiegel ist für viele Menschen ein täglicher Konfrontationspunkt:
- Der Student, der seine Akne verstecken will
- Die Frau, die ihre Falten kritisch beäugt
- Der Mann, der seinen Bauchansatz nicht akzeptieren kann
- Die Jugendliche, die ihre Nase hasst
Wir alle haben diese Momente, in denen wir denken: "Wenn nur DAS anders wäre, dann wäre ich glücklich." Aber ist das wirklich so?
Die Frage hinter dem Spiegel
Der eigentliche Konflikt findet gar nicht zwischen uns und dem Spiegel statt. Er findet zwischen unserer Realität und unseren Erwartungen statt.
Ich fragte mich: Warum vergleiche ich mich mit einem Idealbild, das nie existiert hat? Warum definiere ich meinen Wert über etwas so Vergängliches wie Haare?
Die Antwort war ernüchternd: Weil es einfacher ist, Äußerlichkeiten zu kontrollieren (oder es zumindest zu versuchen), als sich mit den tieferen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen.
Der Blick nach innen
Als ich aufhörte, mein Spiegelbild zu bekämpfen, passierte etwas Merkwürdiges: Ich begann, hinter die Oberfläche zu schauen.
Statt zu fragen: "Wie sehe ich aus?", fragte ich: "Wer bin ich eigentlich? Was macht mich aus? Worauf bin ich stolz?"
Die Antworten hatten rein gar nichts mit meiner Frisur (oder deren Abwesenheit) zu tun:
- Meine Kreativität
- Meine Fähigkeit, anderen zuzuhören
- Mein unerschütterlicher Optimismus
- Meine Neugierde auf die Welt
Die Befreiung vom Spiegel
Je weniger ich mich im Spiegel suchte, desto mehr fand ich mich im Leben. Ich erkannte: Der Spiegel zeigt nur eine Dimension von mir – und nicht einmal die wichtigste.
Mit meiner wenighair-Glatze habe ich nicht nur meine Haare, sondern auch eine Last abgelegt. Die Last, jemand sein zu müssen, der ich nicht bin.
Diese Erkenntnis ging weit über Haare hinaus. Sie wurde zu einem Lebensprinzip: Authentizität schlägt Perfektion. Immer.
Der Spiegel-Test
Hier ist ein kleines Experiment, das ich jedem empfehle:
Stell dich vor den Spiegel und frag dich:
- Was sehe ich?
- Was möchte ich sehen?
- Warum ist da eine Diskrepanz?
- Würde ich einen Freund so kritisch betrachten?
Die Antworten könnten überraschen. Oft sind wir unser härtester Kritiker – und der Unfairste dazu.
Die neue Reflektion

Heute ist mein Verhältnis zum Spiegel entspannt. Manchmal nicke ich ihm anerkennend zu, manchmal zwinkere ich ihm zu. Aber ich definiere mich nicht mehr über ihn.
Meine wenighair-Glatze ist nicht nur ein Statement – sie ist eine Lebensphilosophie geworden: Reduziere auf das Wesentliche. wenighair, mehr Selbstbewusstsein.
Oder um es in den Worten meines Opas zu sagen: "Je weniger auf dem Kopf, desto mehr im Kopf." Ok, das hat er nie gesagt. Aber es hätte zu ihm gepasst!
Bleibt mutig, bleibt glänzend!
Christos #wenighair
PS: Gute Beleuchtung ist wie ein natürlicher Instagram-Filter.
PPS: Apropos Filter – ich habe neulich versucht, bei einem Videocall einen Filter zu benutzen, der mir virtuell Haare verpasst. Das Ergebnis war... verstörend. Als hätte jemand einen Wischmopp auf meinen Kopf geklebt.
PPPS: Mein neues Morgenritual: Drei tiefe Atemzüge vor dem Spiegel und ein aufrichtiges "Du siehst gut aus, Christos!" Es klingt albern, aber es funktioniert. Probier's mal aus.
PPPPS: Interessanter Fakt: Die alten Ägypter glaubten, dass Spiegel, Portale zu anderen Welten sein könnten. Mein Spiegel führt definitiv in eine Welt mit weniger Haarshampoo-Ausgaben.